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Demenzpatienten mit Verhaltensauffälligkeiten betreuen

Alzheimer-Demenz ist nach wie vor nicht heilbar. In fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung, in denen die Patienten zunehmend in einer Pflegeeinrichtung betreut werden, entwickeln die Betroffenen zunehmen Verhaltensauffälligkeiten. Diese können so schwerwiegend werden, dass eine Behandlung mit beruhigenden Medikamenten. Es sollte jedoch sichergestellt sein, dass alle nicht-medikamentösen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.

Bildquelle: Shutterstock
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Richtlinie für Betreuung

Die britische Alzheimergesellschaft eine einen Leitfaden für Pflegefachpersonen und betreuende Angehörige erstellt, um mit Verhaltensauffälligkeiten umzugehen, die sich bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium entwickeln. Damit soll es Betreuungspersonen leichter fallen, Gründe für scheinbar unverständliches Verhalten zu verstehen, Vorsorgemassnahmen zu treffen und angemessen zu reagieren. Medikamente sollen die allerletzte Option darstellen.

Ursachen auf den Grund gehen

Für Verhaltensauffälligkeiten wie Schreien, Widerstand bei der Pflege oder Umherwandern kann es konkrete Gründe geben. Dazu gehören:

  • Medizinische Beschwerden (z.B. Schmerzen, Übelkeit, Delir)
  • Wahrnehmungsprobleme (z.B. Schwerhörigkeit, Sehprobleme)
  • Fehlende Orientierung (z.B. Ort, Tageszeit, Datum)
  • Dringende Bedürfnisse (z.B. Hunger, Durst, Toilette)
  • Fehlende Beschäftigung

Nutzen von Medikamenten begrenzt

Zur Beruhigung bei auffälligem Verhalten werden oft Medikamente aus der Gruppe der Neuroleptika benutzt (z.B. Haldol, Quetiapin, Risperidon). Sie sollten nur kurzfristig und in tiefstmöglicher Dosis eingesetzt werden. Der Nutzen kann bei Daueranwendung schon nach wenigen Wochen nachlassen. Ausserdem sind betagte Patienten wesentliche empfindlicher auf die Nebenwirkungen, sodass Ursachen für das auffällige Verhalten sogar wieder verstärkt werden. Aus diesem Grund wird wird der Nutzen generell als klein und kurzandauernd beschrieben. 

Das ganze Dokument hier zum Download

Wir haben mit freundlicher Genehmigung der britischen Alzheimergesellschaft den Leitfaden für Pflegende und Angehörige ins Deutsche übersetzt. Er kann hier gratis heruntergeladen werden:

 

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Demenz-Verhaltensstörungen.pdf
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Autor:

Florian Sarkar, Fachapotheker in Offizinpharmazie

 

Quellen:

HAS mai 2009: Maladie d'Alzheimer et maldies apparentees: prise en charge des troubles du comportement pertubateurs

 

US Pharm 2013; 38 (11): Antipsychotic Use in Symptoms of Dementia

 

JAMA 2011; 306 (12): 1359-1369

 

BMJ 2014; 349: g6420