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Blasenentzündung: Es braucht nicht immer Antibiotika

Schmerzen beim Wasserlassen und ständiger Harndrang: Blasenentzündungen sind sehr lästig und vor allem für Frauen ein immer wieder auftretendes Problem. Ärzte greifen häufig zu Antibiotika. Dies kann durchaus berechtigt sein. Aber mit dem richtigen Vorgehen lässt sich die Blasenentzündung auch ohne Antibiotika gut behandeln. 

Nicht zu lange warten

Eine Blasenentzündung geht häufig von selbst vorüber. So zeigte eine Studie aus England zum Beispiel, dass ein Harnwegsinfekt in zwei Dritteln wieder weggeht, auch wenn Frauen diese nur mit Schmerzmitteln behandeln, um die Beschwerden zu mildern. 

 

Dennoch bräuchte das letzte Drittel ein Antibiotikum. Insbesondere wenn die Beschwerden schon länger als drei Tage andauernd und gleichbleibend bis schlimmer sind, lässt sich ohne Antibiotka schwerlich etwas ausrichten. Ausserdem kann es zu Komplikationen wie einer Entzündung des Nierenbeckens kommen.

 

Es ist darum besser, gleich zu Beginn eine Behandlung zu starten. Blasentee in rauen Mengen kann bereits helfen, ist aber doch eine eher milde Behandlungsart. Es gibt zahlreiche pflanzliche Arzneimittel, welche bei Blasenentzündung eingesetzt werden können. Bärentraubenblätter, Kapuzinerkresse, Birkenblätter oder Goldrute sind die häufigsten Bestandteile. Die Mittel wirken durchspülend auf die Nieren und haben einen antibakteriellen Effekt. 

 

Der häufigste Fehler bei pflanzlichen Medikamenten ist, dass sie zu tief dosiert bzw. zu wenig häufig eingenommen werden. Ansonsten sind sie eine hervorragende Behandlungsmöglichkeit, die die Beschwerden lindert und die Ursachen bekämpft. 

 

In den letzten Jahren aufgekommen ist ebenfalls der Zucker Mannose, der die Haftung der Bakterien an der Blasenwand reduziert. Die Wirkung ist nicht gleich gut untersucht, aber bei genügend häufiger Anwendung ist Mannose ebenfalls wirksam. Aufgrund des Preises ist es aber eher auch ein Mittel für die Vorbeugung.

Was, wenns doch nicht weggeht?

Bestehen die Beschwerden weiterhin, können wir in der Apotheke mit Hilfe eines Diagnose-Algorithmus eine sehr fundierte Abklärung vornehmen. Im dringlichen Fall sind Apotheker berechtigt, ein Antibiotikum in eigener Verantwortung abzugeben. 

 

Es gibt jedoch einige Fälle, die zwingend beim Arzt behandelt werden müssen, z.B.

  • Blasenentzündung beim Mann
  • Blut im Urin
  • Schmerzen in der Nierengegend
  • Letzte Blasenentzündung weniger als zwei Wochen her
  • Schlechter Allgemeinzustand und Fieber

Solche Alarmsymptome werden in der Apotheke ebenfalls abgeklärt. In solchen Fällen ist eine Therapie mit Antibiotika berechtigt, jedoch können noch zusätzliche Untersuchungen nötig sein. 

 

Wichtig ist, dass die Anweisungen zur Einnahme genau befolgt werden. Antibiotika können starke Wechselwirkungen mit anderen Medikamente haben und die Wirksamkeit hängt von der richtigen Anwendung ab. Diese Dinge werden bei Arztrezepten für Antibiotika in der Apotheke genau angeschaut. 

 

Die Anwendung von Antibiotika kann die Intimflora empfindlich stören. Dies äussert sich in vermehrtem Auftreten von Scheidepilz nach der Einnahme von Antibiotika. 

Nach der Blasenentzündung ist vor der Blasenentzündung

Es ist sehr unterschiedlich, wie häufig ein Harnwegsinfekt auftritt. Vier mal oder mehr jährlich gilt medizinisch als abnormal. Es werden mehrere Verhaltensregeln empfohlen, um Blasenentzündungen zu vermeiden:

  • Unterkühlung der Nierengegend vermeiden
  • Nach dem Geschlechtsverkehr die Blase entleeren
  • Genug trinken (mind. 1.5 Liter pro Tag)
  • Mit WC-Papier nur von vorn nach hinten wischen
  • Nach dem Hallen- oder Freibadbesuch sorgfältig reinigen

Es können auch Faktoren vorhanden sein, die die grundsätzliche Empfindlichkeit für eine Blasenentzündung erhöhen, z.B.

  • Gestörte Intimflora
  • Diabetes
  • Trockenheit des Intimbereichs

In diesem Fall empfehlen sich vorbeugende weitere Massnahmen. Die Einnahme von Produkten wie Cranberry, Mannose oder weiteren pflanzlichen Mitteln verhindern das Ansiedeln von Bakterien. Mittel, die auf den Intimbereich abzielen, z.B. Probiotische Kapseln oder Milchsäuregels, senken die Empfindlichkeit auf Infektionen, dies gilt nicht nur für Bakterien, sondern auch Pilze. 

 

Nach ärztlicher Abklärung kommen weitere Möglichkeiten in Frage.

Fazit

Blasenentzündung ist eine lästige Erkrankung, doch wenn man schnell handelt, lässt sie sich mit einfachen Mitteln sehr effektiv behandeln. Bei häufigem Auftreten gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Vorbeugung. Wir beraten Sie gerne in der Apotheke.

Autor:

Florian Sarkar, eidg. dipl Apotheker

 

Quellen:

Gágyor I, Bleidorn J, Kochen MM et al. Ibuprofen versus fosfomycin for uncomplicated urinary tract infection in women: randomised controlled trial. The BMJ 2015;351:h6544. doi: 10.1136/bmj.h6544.

 

DiPasquale R. Effective use of herbal medicine in urinary tract infections. J Diet Suppl. 2008;5(3):219-28. doi: 10.1080/19390210802414220.

 

E.Morán et al: Phytotherapy in urology. Current scientific evidence of its application in urolithiasis, chronic pelvic pain, erectile dysfunction and urinary tract infections 

Actas Urológicas Españolas (English Edition) Volume 37, Issue 3, March 2013, Pages 174-180

https://doi.org/10.1016/j.acuroe.2012.07.016

 

 

John L Brusch et al: Prevention of Urinary Tract Infection (UTI) in Women. Medscape eMedicine, Oct 10, 2017.