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Resistenzen gegen Antibiotika, Teil 4: Handeln

Resistenzen gegen Antibiotika sind ein reales Problem in der Medizin. Was früher spielend leicht zu behandeln war, stellt medizinische Fachpersonen heute vor Kopfzerbrechen - und bringt Patienten in Lebensgefahr. Was in der Medizin dagegen getan wird, lesen Sie in Teil 4 unserer Serie.

Bildquelle: Fotolia
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Antibiotika klug einsetzen

Angesichts der Resistenzbildung muss man heute sagen, dass Antibiotika in den letzten 20-30 Jahren zu leichtfertig verschrieben wurden. Beispiel Erkältungskrankheiten: Halsweh oder Nebenhöhlenentzündung werden in über 90% der Fälle durch Viren verursacht. Gegen diese sind Antibiotika völlig nutzlos. Dennoch wurden und werden Antibiotika sehr häufig verschrieben - teils auch, weil die Patienten dies verlangen. Bis zur Hälft der Verschreibungen sind jedoch überflüssig.

 

Selbst wenn die Krankheit durch Bakterien verursacht wird, wird das Immunsystem häufig selbst damit fertig. Eine Blasenentzündung heilt in der Mehrheit der Fälle ohne Antibiotikum ab, meistens reichen schon andere Hilfsmittel wie pflanzliche Präparate.

 

Folglich müssen Ärzte kritischer sein, wenn es um die Verordnung von Antibiotika geht. Als Entscheidungshilfe dienen medizinische Richtlinien, die Experten basierend auf aktuellsten Auswertungen erstellen. Apotheker können im Rahmen von Qualitätszirkeln mithelfen, dass diese Richtlinien unter Ärzten verbreitet werden.

 

Auch in der Landwirtschaft wurden Antibiotika teils massiv in der Tiermast eingesetzt, entweder um Infekte zu verhindern oder um die Gewichtszunahme bei Masttieren zu steigern. Dies wird in der Schweiz durch entsprechende Gesetze inzwischen stark eingeschränkt.

Ansteckung mit resistenten Keimen verhindern

In Spitälern kann es passieren, dass das Personal Krankheitskeime von einem Patienten auf den anderen überträgt. Nicht selten handelt es sich dabei um Infekte mit Resistenzen. Schätzungsweise 2000 Menschen sterben jedes Jahr in Schweizer Spitälern, weil sie mit einem sogenannten Spitalkeimen infiziert werden.

 

Dafür verantwortlich ist auch die mangelnde Disziplin bei der Hygiene. Spitäler müssen daher einen hohen Aufwand betreiben, damit sich das Personal eisern an die Regeln zur korrekten Händedesinfektion, Reinigung von Gebrauchsgegenständen und der Handhabung von Schutzanzügen hält.

 

Aber auch über Lebensmittel können Menschen sich anstecken: In rohem Pouletfleisch werden ebenfalls Bakterien mit Antibiotikaresistenz gefunden. Es ist daher wichtig, dass Konsumenten sorgfältig mit rohen Fleischprodukten umgehen - auch um Durchfallkrankheiten zu vermeiden. Gerade für die anstehenden Festtage gilt dann: gekochtes Fleisch nicht auf den gleichen Teller legen, wo zuvor rohes Fleisch gelegent hat.

Antibiotika-Forschung intensivieren

Nur noch selten kommen neue Antibiotika auf den Markt. Nach den zahlreichen Entdeckungen in den 70-er und 80-er Jahren wurde es einerseits schwieriger, neue Wirkstoffe zu entdecken. Andererseits sind Antibiotika für die pharmazeutische Industrie weniger lukrativ, da sie im Normalfall nur als einmalige Therapie eingesetzt werden.

 

Aus diesem Grund sollen finanzielle Anreize und Forschungsprogramme dafür sorgen, dass vermehrt wieder nach neuen Antibiotika geforscht wird.

Und der Konsument?

Das Gute ist: Auch die Konsumenten können einen sehr wertvollen Beitrag leisten, um die Gefahr von Antibiotikaresistenzen zu bannen. Diesem Bereich widmen den fünften und letzten Teil unserer Blogserie.