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Eine kleine Geschichte der Händedesinfektion und was das mit Qualität im Gesundheitswesen zu tun hat

Wien, 1846. Die Stadt verfügt damals über zwei Geburtskliniken: Eine wird von Hebammen geleitet, die andere von Ärzten. In der von den Ärzten geführten Abteilung erkranken und sterben jedoch sehr viel mehr Mütter an Kindbettfieber.

Der ungarische Arzt Ignaz Philipp Semmelweis vermutet nach einiger Zeit, dass die Krankheit von den Studenten und Ärzten ausgelöst werden könnte, welche durch das Sezieren regelmässig Kontakt mit Leichen haben. Diese waschen sich die Hände zwar mehr oder weniger gewissenhaft nach den Leichensektionen, doch Semmelweis ordnet zusätzlich die Desinfektion der Hände und Geräte  mit Chlorkalk an.

 

 

Tatsächlich geht die Anzahl Fälle von Kindbettfieber drastisch zurück. Doch dass die Ärzte schuld sein sollen an diesen Todesfällen, löst eine grosse Kontroverse aus. Die Empfehlung zur Händedesinfektion wird in der Fachwelt nicht ernst genommen. 1849 verlässt Semmelweis die Klinik, seine Erkenntnisse, die zunächst Aufsehen erregten, geraten nach und nach wieder in den Hintergrund.

Erst Jahrzehnte später werden Bakterien und Viren als Verursacher von Krankheiten entdeckt. Vorreiter wie Louis Pasteur und Robert Koch erkennen den Ablauf einer Infektion und liefern damit die Begründung, weshalb Hygiene wichtig ist. Ebenso wird in dieser Zeit die Impfung als Mittel gegen Infektionskrankheiten etabliert.

 

 

Diese Geschichte ist sehr beispielhaft für Hürden auf dem Weg zu einer besseren Qualität im Gesundheitswesen. Laufend werden neue Erkenntnisse gewonnen. Doch bis sie auch in der Praxis beim Patienten ankommen, vergehen Jahrzehnte. Die Händehygiene in den Spitälern ist auch heute, mehr als 100 Jahre später, noch lückenhaft und sorgt regelmässig für Schlagzeilen.

 

 

 

Allein in Schweizer Spitälern wird geschätzt, dass die Hälfte der Fehler vermeidbar wäre. Trotzdem tun sie sich schwer mit verpflichtenden Massnahmen, die Abhilfe schaffen könnten.

 

Auch in der Behandlung mit Medikamenten ist Qualität wichtig: Verwechslung, Anwendung, gefährliche Kombinationen, die ungünstige Auswahl eines Medikaments, mangelnde Information der Patienten etc. können den Erfolg der Therapie gefährden oder sogar den Patienten schädigen. Als Apotheke stellen wir die Qualität der Behandlung sicher. Wir kontrollieren die Verordnung des Arztes und teilen dem Patienten die Informationen mit, die für eine erfolgreiche Therapie nötig sind.

 

Wir optimieren stetig unsere Abläufe und schaffen ein Sicherheitsnetz gegen Fehler, indem wir ein Patientendossier mit allen Medikamentenbezügen führen. So erhalten Sie in Medikamentenfragen die bestmögliche Betreuung.

Verfasser: Florian Sarkar, eidg. dipl. Apotheker

Quellen:
Föllesdal, Dagfinn et al.:Rationale Argumentation. Berlin – New York: de Gruyter 1988, Abschnitt III.11

 


Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950: Semmelweis Ignaz Philipp. Band 12, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2001-2005, S. 168-189

 


Dr. Fritz Schürer von Waldheim: Ignaz Philipp Semmelweis. Seiin Leben und Wirken. Urteile der Mit- und Nachwelt. A. Hartleben’s Verlag, Wien und Leipzig, 1905, S. 167-168

 


http://www.patientensicherheit.ch/de/themen/Patientensicherheit.html


Bild: Wikimedia Commons

 

 

 

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