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Schutz vor Zecken und Zeckeninfektionen

Zecken sind nicht nur lästig, weil sie Menschen und Haustiere stechen. Sie übertragen auch gefährliche Krankheiten. Hier erfahren Sie, was es dazu zu wissen gibt und wie Sie sich schützen können.

Lebenszyklus und Wirtespektrum von Zecken. Quelle: www.zecken.de
Lebenszyklus und Wirtespektrum von Zecken. Quelle: www.zecken.de

Die Zecke - schon von klein an gefährlich

Der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) ist nur eine von etwa 800 Zeckenarten, jedoch eine der wenigen, die es regelmässig auf Menschen abgesehen haben, in Europa ist sie darin Spitzenreiter. Zecken gehören zu den Milben und werden bis zu 4.5mm gross. In ihrer Entwicklung durchlaufen sie drei Stadien: Larve, Nymphe und erwachsene Zecken. Sie lebt in der ganzen Schweiz, jedoch nur bis zu einer Höhe von etwa 1500 Metern.

 

In allen drei Stadien saugt sie Blut von einem Wirt, um dann wieder von ihm abzufallen. Neben dem Menschen befällt sie rund 50 andere Tierarten. Daraus erklärt sich auch, weshalb Zecken Krankheiten von einem Wesen auf das andere übertragen können. Ab dem Nymphenstadium sind sie potentielle Krankheitsüberträger.

Von Zecken übertragene Krankheiten

In Europa sind vor allem zwei von Zecken übertragene Krankheiten wichtig: Die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

 

Die Lyme-Borreliose wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöst. Ungefähr ein Drittel der Zecken sind Träger. Bei Übertragung nach einem Zeckenstich (die übliche Bezeichnung "Zeckenbiss" ist nicht korrekt) zeigt sich Tage oder Wochen danach eine zielscheibenförmige Rötung an der Einstichstelle, die sogenannten Wanderröte. Sie wird jedoch nur in etwa der Hälfte der Fälle bemerkt. Die Infektion kann jedoch Monate oder Jahre später erneut aufflammen mit Beschwerden wie Gelenkschmerzen. Da das Krankheitsbild oft anderen Erkrankungen ähnelt und nicht routinemässig im Labor auf Borreliose-Infektion getestet wird, werden wohl viele Fälle übersehen. Einmal entdeckt, ist die Infektion aber gut mit Antibiotika behandelbar.

 

Die FSME, umgangsprachlich auch als Zeckenenzephalitis bezeichnet, ist eine Viruserkrankung. In vielen Fällen verläuft die Übertragung auf den Menschen ohne Symptome, aber in einem Zehntel bzw. etwa 150 Fällen pro Jahr in der Schweiz, kommt es zu einer grippeartigen Erkrankung mit extrem starken Kopfschmerzen, Fieber, Lichtscheu und Konzentrationsstörungen. Die Krankheit verläuft in zwei Wellen und befällt bei der Hälfte der Erkrankten das zentrale Nervensystem, sodass es auch zu Gehstörungen und Lähmungen kommen kann. Selten verläuft die Krankheit tödlich oder hinterlässt Folgeschäden. Es gibt kein bestimmtes Heilmittel, sondern man versucht, die Symptome bestmöglich zu kontrollieren.

 

Daneben gibt es einige sehr seltene Infektion wie die Ehrlichiose, die Rickettsiose oder Babesiose.

Schutz vor Stichen und Infektionen

Der Hauptschutz vor Zecken besteht im Tragen von geschlossener Kleidung. Auf heller Kleidung können Zecken zudem besser entdeckt werden, bevor sie zustechen. Ausserdem schützen Abwehrstoffe gegen Zecken, sogenannte Repellentien zum Auftragen auf der Haut, zuverlässig vor Stichen. Bedingung dafür ist, dass sie in genügender Menge und etwa alle vier bis sechs Stunden aufgetragen werden. Empfohlen werden Sprays mit 30% DEET (z.B. Antibrumm forte) oder 30% Citrodiol aus Eukalyptusöl (z.B. Antibrumm natural), welche ab zwei Jahren anwendbar sind.

 

Nach Aufenthalten im Wald oder Gebüsch sollte man sich nach Zecken absuchen. Am häufigsten findet man sie an Stellen mit feuchter und dünner Haut, zum Beispiel Ellenbeugen, Kniekehlen, Achselhöhlen, Nacken und Leisten. Je kürzer die Dauer des Stiches ist, desto geringer ist das Risiko einer Infektion.

 

Zum Entfernen sollte die Zecke senkrecht mit einer entsprechenden Zeckenzange  entfernt werden. Ganz kleine Zecken können am besten mit einem Handrasierer entfernt werden. Der Einsatz von Ölen oder ähnlichen Hilfsmittel kann die Zecke zum Erbrechen führen, was das Infektionsrisiko erhöht, darum sollte man das unbedingt bleiben lassen. Die Einstichstelle sollte markiert und die nächste Zeit beobachtet werden.

 

Es gibt die Möglichkeit, die Zecke an ein Labor zu schicken, um festzustellen, ob sie infiziert war. Da das das Infektionsrisiko im Durchschnitt jedoch nur etwa vier Prozent beträgt, werden solche Tests, verglichen mit den Kosten, als unnötig eingestuft.

 

Gegen die FSME kann man sich impfen lassen. Die Immunisierung erfolgt mit drei Impfdosen über ein halbes Jahr verteilt. Sie wird empfohlen für Risikogruppen wie Jogger, OL-Läufer oder Landwirte sowie Bewohner von sogenannten Risikogebieten, wo es häufiger zu Ansteckungen kommt. Seit 2019 gilt praktisch die ganze Schweiz als Risikogebiet.

Auch Heimtiere schützen

Haustiere sollten generell vor Parasiten geschützt werden, zumal es sonst eher zum Überspringen auf den Menschen kommt. Ausserdem übertragen Zecken in seltenen Fälle die oben genannte Babesiose, auch "Hunde-Malaria" genannt. Aus diesem Grund empfiehlt sich der Zeckenschutz mit Hilfe eines Schutzhalsbandes oder eines sogenannten Spot-Ons, welches einmal pro Monat im Fell aufgetragen wird.

Autor:

Florian Sarkar, eidg. dipl. Apotheker

Quellen:

Gern: Die Biologie der Ixodes ricinus Zecke. Therapeutische Umschau 2005, 62 11 707-712.

 

J. Evison et al.: Abklärung und Therapie der Lyme-Borreliose bei Erwachsenen und Kindern. Schweizerische  Ärztezeitung 2005, 86 Nr. 41, S. 2332-2338.

 

R. Kaiser: Frühsommer-Meningoenzephalitis. Münchener Medizinische Wochenzeitschrift. Jg. 156, Februar 2014.

 

Karte des Bundesamts für Gesundheit, FSME-Risikogebiete

 

Nico Pantchev: Zeckenübertragene Reiseinfektionen beim Hund: Ehrlichiose und Babesiose. Veterinärspiegel 4 (2012), S. 162–170.