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Was können medizinische Selbsttests?

Menschen gewinnen immer mehr Interesse an ihrer Gesundheit. Begleitend zu einer Therapie oder aus eigenem Antrieb nutzen sie auch Selbsttests, mit denen sich bestimmte Körperfunktionen testen lassen. Was bringen solche Tests? Was können sie und was nicht?

Ein Selbsttest-Kit mit Blutentnahme und Ja/Nein-Anzeige (Firma Veroval)
Ein Selbsttest-Kit mit Blutentnahme und Ja/Nein-Anzeige (Firma Veroval)

Testkits - der schnelle Weg zur Gewissheit?

Das vielleicht bekannteste Testkit ist der Schwangerschaftstest. Durch den Nachweis des Hormons HCG im Urin der Frau kann eine Schwangerschaft festgestellt werden.

 

Einige Tests werden auch bewusst vom Arzt verordnet. Die Kontrolle des Blutzuckers oder der Blutgerinnung für Patienten, die entsprechende Medikamente anwenden müssen, erlaubt die Überwachung der Therapie und die Anpassung der Dosis durch den Patienten selber.

 

Inzwischen kommen immer mehr solche Tests auf den Markt. Dabei geht es auch um Bereiche, die bisher traditionell dem Labor der Arztpraxis vorbehalten waren: Cholesterin, Eisenmangel, Blut im Stuhl und viele weitere mehr. Nur können sie selbst besorgt und benutzt werden, ohne dass dafür (auf den ersten Blick) der Kontakt mit einer Fachperson nötig wäre.

 

Oft stellt sich die Frage nach der Qualität dieser Testkits. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass beim Nachweis mit entsprechenden Zertifikaten solche Kits in aller Regel korrekt messen, auch wenn in ca. 5% der Fälle falsche Resultate möglich sind. Auch die Labormedizin nicht vollkommen frei von solchen Messfehlern. Die Anwendung ist in der Regel relativ einfach und wird exakt und verständlich beschrieben.

Messwerte als Allheilmittel der Diagnostik

Es gibt (auch unter Fachpersonen) eine Tendenz dazu, die Diagnose einer Krankheit vor allem auf Laborwerte abzustützen. Sobald ein Grenzwert für Blutdruck, Cholesterin oder andere Markiersubstanzen im Blut wie PSA (bei Prostatakrebs) oder CPR (bei Infektionen) überschritten wird, gilt der Patient als krank.

 

Hier muss man aber klar einen Schritt zurückgehen. Der wichtigste Teil der Diagnose ist die Anamnese, also die Erhebung dessen, was der Patient schildert. Die Begutachtung der sichtbaren Zeichen (Symptome, Körpergewicht, Allgemeinzustand, etc.) ist der erste Schritt, auf dem Vermutungen nach bestimmten Krankheiten fussen. Laborwerte können dabei helfen, einen bestimmten Verdacht zu erhärten oder eine zusätzliche Information zu liefern.

 

Wenn zum Beispiel der Cholesterinwert erhöht ist, die betroffene Person aber sonst einen normalen Blutdruck hat, sich viel bewegt, eine gesunde Figur hat und keine erbliche Vorbelastung mit Herzkrankheiten aufweist, dann ist die Einleitung einer Behandung (noch) nicht unbedingt nötig. Wenn hingegen das Cholesterin und der Blutdruck und der Blutzucker und und und erhöht sind, dann sollte sofort mit einer Therapie begonnen werden. Eine triftige Entscheidung basiert auf dem Einbezug des Gesamtbilds.

Sich nicht durch einen Einzelfaktor blenden lassen

Hier liegt der entscheidende Punkt bei Testkits, die nur einen einzelnen Nachweis oder Messwert liefern. Das Ergebnis unterliegt immer einem gewissen Interpretationsspielraum und muss im Zusammenhang mit zahlreichen weiteren Faktoren beurteilt werden. Einzelne Informationen lassen sich zwar im Internet schnell beschaffen, Einschätzungen im grösseren Zusammenhang erfordern aber komplexes Fachwissen.

 

Aus diesem Grund bringt das direkte Aufsuchen einer Fachperson in den meisten Fällen mehr als das Herumpröbeln mit einem Selbsttest. Ein solcher kann zwar aus Neugier oder bei einem bestimmten Verdacht durchgeführt werden. Finanziell gesehen fahren Sie bei uns in der Apotheke besser mit unseren Beratungen, die nicht nur eine erste Beurteilung, sondern meist auch gleich  die Einleitung einer Therapie oder die Weiterweisung an eine spezialisierte Fachperson beinhalten. Denn aus juristischen Gründen empfehlen die Beilagen dieser Tests so oder so die Konsultation eines Arztes.

Wann sind Tests sinnvoll?

Am sinnvollsten sind Tests, welche begleitend zu einer Therapie durchgeführt werden, denn hier ist der ständigke Kontakt zu einer Fachperson gewährleistet. Daher sind immer Rücksprachen oder Interventionen möglich, sobald dies nötig ist.

 

Wirklich aussagekräftig sind Selbsttests dann, wenn der Messwert für sich alleine stehen kann. Selbsttests auf das AIDS-Virus, wie sie in einigen Ländern in Europa erhältlich sind, können die Hemmschwelle senken, sich nach riskantem ungeschützten Sex zu testen und im Bedarfsfall auch wirklich einen Arzt aufzusuchen. In der Schweiz sind solche Tests noch nicht im Verkehr. Ein Alkoholtest zur Überprüfung der Fahrtüchtigkeit kann die Selbstkontrolle stärken und damit die Verkehrssicherheit erhöhen.

 

Bei den meisten Selbsttests ist der Nutzen von der Situation abhängig. Um eine sinnvolle Anleitung zu geben, haben wir die Selbsttests in unserem Webshop mit entprechenden Einschätzungen versehen, damit Interessierte selber abschätzen können, ob sich ein Kauf lohnt oder nicht. Es gibt auch Tests, bei denen wir gänzlich von der Anwendung abraten.

Autor:

Florian Sarkar, eidg. dipl. Apotheker

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